Ich habe noch nie so viel meditiert wie in den vergangenen Wochen. Es ist mir zu einem meiner wichtigsten Rituale geworden. Wie ein Rückzugsort in mir, in dem ich eine Verabredung mit mir selbst habe.
Manchmal sitze ich dafür mit angewinkelten Beinen in meinen Lieblingssessel, mal liege ich abends in den Kissen.
Obwohl mir sowohl mein Geist als auch mein Körper immer wieder charmant klarmachen, dass sie nicht automatisch bereit sind zum Meditieren, nur, weil ich es mir gerade so wünsche, mache ich weiter. Ich lasse die Gedanken in meinem Kopf kreisen wie ein Gewitter, das sich in den Bergen verfangen hat. Ich bleibe sitzen oder liegen, während mein Körper zuckt, als suche sich das Zuviel an Strom unter meiner Haut einen Weg zum Entladen. Ich atme ein und aus, ein und aus…
Häufig genügt schon genau die Konzentration auf meine Atmung, um immerhin die Hektik des Tages von mir abfallen lassen zu können. Manchmal ist sie dann einfach da: die Ruhe unter all dem Grundrauschen. In diesen Momenten lösen sich die leisen Zweifel auf. Und ich spüre, wie stark ich bin. Dass mir nichts und niemand etwas anhaben kann. Dass ich mich auf mich verlassen kann. Dass diese Reise unter einem guten Stern steht. Dass ich tolle Unterstützer an meiner Seite habe, auch wenn ich allein reise. Dass die Zeit reif ist für diese Reise. Dass ich reif für sie bin.
Aus dieser Verabredung mit mir komme ich manchmal mit neuen Ideen, manchmal mit einer gestärkten Intuition, immer aber erfrischt und klar in Herz und Hirn. Meine Augen glänzen wieder wie mit Quellwasser gespült. Oft bleibe ich noch einen Moment sitzen, in diesem Gefühl des Nichtstun-Müssen, weil sowieso alles auf dem Weg ist. Einfach und freudvoll.
Das war heute ein kurzes, knackiges Kapitel.
Nächste Woche geht's auf Abschiedstournee, denn meine Abreise steht kurz bevor!
Auszug aus dem 24. Kapitel
- zehn Tage bis zum Start -
„Wir sehen uns doch noch mal, bevor du startest, oder?“ Immer öfter höre ich diese Frage, je näher meine Abreise rückt. Am Anfang bin ich euphorisch und schneller mit einem „Ja, klar“ dabei, als ich nachdenke. Schließlich werde ich über drei Monate weg sein und ein „Wir kommen dich mal in Portugal besuchen“ steht, wenn ich ehrlich bin, nicht auf meiner Wunschliste. Ich will mich während meiner Auszeit niemandem versprechen, ich will frei und selbstbestimmt Zeit und Orte wählen.
Also nehme ich mir jetzt Zeit für Freunde und Kollegen. Eine Weile schiebe ich auf diese Weise wohl auch die Endgültigkeit des Abschieds vor mir her. Der Satz „Wir sehen uns noch mal“ beruhigt nicht nur mein Gegenüber, sondern vor allem mich.
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Nächsten Freitag gibt's das ganze Kapitel!