KAPITEL 3: Ein Gefühl wie Schule schwänzen

Wenn ich geglaubt habe, die Idee würde sich über Nacht auflösen, werde ich am nächsten Morgen eines Besseren belehrt. Sie sitzt mit unverminderter Klarheit in meinem Kopf.

 

Und nicht nur das: Sie lässt auch keinen Raum für andere Gedanken, weder an den ersten Kaffee noch an die Pläne des Tages. Es ist kein Vorbeikommen an ihr. Soviel zum Thema Hartnäckigkeit. Ich versuche mich zu erinnern, was gestern um diese Zeit noch für mich von Bedeutung war. Worum drehte sich meine kleine Welt, die mir doch groß genug schien? Es fällt mir nicht mehr ein. 

 

Blauer Himmel mit Wolken, Sonnenstrahlen
Bereit für eine Fahrt ins Blaue?

 

Glücklicherweise bin ich fast eine Stunde vorm Weckerklingeln wach und habe so zumindest etwas Zeit für die unzähligen Fragen, Impulse, Einfälle, die mir noch vor Arbeitsbeginn wie kleine Seifenblasen durchs Hirn wuseln: An was ich alles denken muss. Wen ich vielleicht um Rat fragen könnte. Wohin die Reise gehen soll und wann. Ich habe keine Ahnung, womit ich am besten anfange. Nichts dockt irgendwo richtig an. Vielleicht platzen die kleinen Blasen binnen einer Stunde, weil sie kein Zuhause finden?

 

Bevor das passieren kann, schnappe ich mir einen Stapel der bunten Klebezettel von meinem Schreibtisch und beginne in Stichworten aufzuschreiben, was mir durch den Kopf geht. 

 

Foto Alexandra Koch_pixabay
Tausend und ein Gedanke... und jede Farbe ein anderes Thema © Alexandra Koch

 

 

Eine halbe Stunde später stehe ich im Schlafzimmer und beginne die Zettel, die an meiner Hand kleben, nach und nach an die Wand neben meinem Kleiderschrank zu pinnen. So würden sie morgens das Erste und abends das Letzte sein, worauf mein Blick fällt. Das muss vorerst reichen, mehr Zeit habe ich gerade nicht. Bis später, flüstere ich den kleinen farbigen Blättern zu, bevor ich die Schlafzimmertür schließe. Meine Ideenblasen müssen warten bis heute Abend. Ich hoffe, sie haben Geduld. Ich hoffe, ich habe sie auch. 

 

Während ich unter der Dusche stehe, rechne ich nach, wie lange es noch bis zu meiner Abreise dauern wird. Verstehe einer meine Reihenfolge. Das Einzige, was derzeit existiert, ist eine Idee: Ich will ins Ausland. Ich weiß nicht genau wann, nicht wohin. Die Vorstellung, was genau ich dort anfange, ist noch mehr als vage. Es ist mir einerlei. All das sind meiner Ansicht nach Kleinigkeiten mit Blick aufs Große und Ganze. Aha. 

 

 

Füße hochlegen, Leben genießen
Einfach mal Füße hochlegen - pfeif auf die Bodenhaftung!

 

Im Kopf gehe ich die beruflichen Projekte und Veranstaltungen der kommenden Monate durch. Einige würden ohne mich stattfinden, zum ersten Mal nach wer weiß wie vielen Jahren. Währenddessen würde ich irgendwo im Süden meinen Traum leben. An Orten, an denen ich sonst nur Urlaub mache. Erneut flutet ein aufgeregtes Kribbeln meine Magengrube.

 

Es fühlt sich an, als würde ich die Schule schwänzen wollen. 

Katze neugierig am Fenster
Auch schon neugierig, wie es weitergeht? © pixaline

Auszug aus dem vierten Kapitel

 

Eine Wohnung mit Garantie auf Gemütlichkeit. Familie und Freunde in Rufweite, die mir Geborgenheit schenken und mich auffangen, wenn es mir mal nicht gut geht, ohne dass es dafür viele Worte braucht. Sicherheit, weil ich weiß, wo was ist. Ich fühle mich zu Hause hier. Was ist daran falsch? Nichts. Eigentlich wirklich gar nichts.

 

Es beginnt mit einem Gefühl innerer Unruhe. Vor über einem Jahr klopft es zum ersten Mal bei mir an: Ein Gefühl, das mir zuraunt, hier kennst du alles. Ein Gefühl, das mich in stillen Momenten fragt: „Wann gab es in deinem Leben zuletzt etwas wirklich Neues? Jenseits deiner Komfortzone. Liebst du dieses Leben, so wie es ist? Eingerichtet in Routine und Ritualen? Vertraut und schön, ja. Lebendig? Weniger.“

...

 

Nächsten Freitag lest Ihr das komplette Kapitel.

 

Ich hoffe, Ihr habt die Geduld... ich hoffe, ich hab sie auch ;-)

Ich bin übrigens gerade wieder in meinem Auszeit-Land. ;-)))

Auszeit im Süden - vom Schreiben leben
Schreiben mit Blick ins Grüne, ich liebe es!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Katrin Fiedler (Samstag, 11 Juni 2022 19:06)

    Ich bin bei dir und das gefällt mir sehr gut. �